Franz Schuberts großes Es-Dur Trio, das er im Herbst 1827, nur ein Jahr vor seinem frühen Tod schrieb, ist weniger Kammermusik, als eine regelrechte Symphonie für Klavier, Geige und Cello. Es sprengt den Rahmen des bis dahin Üblichen und setzt neue Maßstäbe, an welche die Komponisten der Romantik (vor allem Mendelssohn, Schumann und Brahms) anknüpfen konnten. Das tragische Thema des 2. Satzes wurde häufig als Filmmusik verwendet, etwa in Barry Lyndon von Stanley Kubrick oder in der BBC-Dokuserie Auschwitz: die Nazis und die Endlösung. Dieses Thema spielt jedoch auch im Trio selber eine wichtige Rolle, greift Schubert es doch im letzten Satz zweimal wieder auf und verknüpft es mit aus dem ersten Satz abgeleiteten Klavierbegleitfiguren. Diese Technik der satzübergreifenden thematischen Verknüpfung spielte besonders für die Komponisten der Spätromantik eine zunehmend wichtige Rolle.
Vor allem aber brachte Schubert einen ganz neuen Anspruch in die Gattung der Klavierkammermusik, die ähnlich dem späten Beethoven nicht mehr nur unterhalten, sondern erschüttern, und damit inspirieren möchte. Unterhaltung lockert den Alltag auf, aber visionäre Musik wie die des Es-Dur Trios öffnet neue geistige Räume und Perspektiven. Sie bietet damit den Keim für neues geistiges Wachstum.
© Philipp Kronbichler
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